Das „Stillleben mit dem Huhn“ ist selbst Radziwill-Kennern kaum bekannt. Es wurde erstmals 1955 im Oldenburger Kunstverein und zuletzt 1968 im Museum Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein gezeigt. Nun ist das Werk als Leihgabe aus Privatbesitz erstmals am Ort seiner Entstehung zu sehen. Das Huhn, das dem Ölgemälde seinen Titel gibt, gackert und flattert nicht. Es bewegt sich still und zufrieden über den Küchentisch und hat just ein Ei gelegt. Mit seiner weißen Schale scheint es geradezu magisch zu leuchten. Schon im Schöpfungsmythos der Ägypter galt das Ei als Ursprung der Welt, aus dem sich die Vielfalt des gesamten Kosmos entwickelte. Welche Kultur oder Glaubensrichtung man auch betrachtet, gilt das Ei als Zeichen der Fruchtbarkeit und Ursprung des Lebens. Franz Radziwill platzierte Huhn und Ei zwischen einer Zitrone, zwei Äpfeln, einer Birne, etwas Eingemachtem in einem Keramiktopf, zwei Radieschen und einer hohen schlanken Dose mit einem schräg aufliegenden Deckel, der dem Arrangement seine Statik nimmt. Blickt man genauer auf die einzelnen Dinge, so bilden sie eine Vielfalt ovaler und runder Formen ab. Durch das Fenster ist ein türkis-blau gefärbter Himmel zu sehen. Aus den Wolken scheint ein rautenförmiger Papierdrachen hervor zu kommen. Der Maler präsentiert uns damit eine Bilderfindung, die zwischen traditionellem Küchenstillleben und surrealer Träumerei changiert und viel Raum für Interpretationen lässt.
Gelegenheit dazu bietet die kommende öffentliche Besucherführung. Karl-Heinz Martinß führt interessierte Besucherinnen und Besucher durch die aktuelle Ausstellung „Magie der Stille“, in der rund 30 Gemälde und Aquarelle versammelt sind.
Ort: Franz Radziwill Haus
Termin: 01. August
Uhrzeit: 11:30 Uhr
Eintritt: 8 €, Mitglieder 3 €
Die Führung beginnt vor dem Haus, die Teilnehmerzahl ist begrenzt, wir bitten daher um Voranmeldung tel. unter 04451/2777 oder E-Mail an info@radziwill.de.