Bild des Monats Dezember

Franz Radziwill
Stillleben mit Kokosnuss, 1963

 

 

 

Franz Radziwill, Stillleben mit Kokosnuss, 1963, Öl auf Leinwand auf Holz, Stadtmuseum Oldenburg

 

Die meisten Kunstinteressierten denken bei Franz Radziwills Arbeiten an einen Magischen Realismus, der sich durch kosmische Erscheinungen und bedrohliche Himmel auszeichnet.
Wer sich etwas intensiver mit dem Werk Radziwills beschäftigt, bemerkt schnell, dass das Magische weit dichter mit seiner Malerei verwoben ist. Bezeichnend ist da zum einen sein Umgang mit Farben und Farbkombinationen. Oft stellt er Farben gegeneinander, die in dieser Kombination üblicherweise so nicht verwendet werden. Aber dennoch ergibt sich ein funktionierender Zusammenhang. Viel mehr Aufmerksamkeit und Erfahrung braucht es, sein Spiel mit der Perspektive zu entdecken. Sehr gut lässt sich das am „Stillleben mit der Kokosnuss“ erkennen. Zuerst sehen wir alltägliche Gegenstände des Haushalts.

Aber auffällig ist die Darstellung in der Untersicht, der Froschperspektive. Die hat Franz Radziwill bei einigen Schiffsdarstellungen verwendet. Die Rümpfe der Ozeanriesen wirken aus dieser Perspektive besonders bedrohlich. Hier aber blicken wir auf die Vorderkanten eines Sockels und einer rechteckigen Dose. Schon diese Perspektive gibt diesem Stillleben eine durchaus beunruhigende Wirkung.
Der Schwarzspecht im Hintergrund ist auch ein irritierendes Element. In seiner naturalistischen Darstellung könnte durchaus ein lebendiger Vogel dargestellt worden sein. Erst die Ratio sagt uns, dass er wohl nur ein ausgestopftes Exemplar sein wird. Aber das ist schon die Interpretation des Betrachters. Dieses Vexierspiel finden wir auch in der Darstellung der Kokosnuss wieder. Franz Radziwill stellt sie so dar, dass sie eher wie ein verfremdetes Gesicht, wie eine Maske aussieht.
Für mich liegt das Magische dieses Stilllebens darin, dass es Franz Radziwill gelingt, mit alltäglichen Gegenständen den Eindruck einer kleinen Wunderkammer zu evozieren. Uns bekannte banale Objekte entwickeln eine Bedeutung über ihre bloße Funktion hinaus. Unbelebtes bekommt eine uns irritierende Lebendigkeit.

 

Das Werk wird in der aktuellen Ausstellung „Was da kreucht und fleucht“ präsentiert. Radziwill-Kenner Karl-Heinz Martinß wird in seiner Führung am Sonntag, den 01. Dezember, 11:30 Uhr im Franz Radziwill Haus besonders auf dieses Bild des Monats eingehen.